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Fastenzeit-Bilanz

Wir haben jetzt schon 28 Tage Fastenzeit. Die Halbzeit oder das Bergfest von 40 Tagen Fastenzeit liegt hinter uns. Nach dieser Strecke frage ich mich: Bin ich zufrieden mit....
Ein Mensch hält eine Bibel in der Hand und liest darin
Datum:
5. Apr. 2025
Von:
Johannes Eiswirth, Pastoralreferent

dem, was ich mir für die Fastenzeit vorgenommen habe? Und mit meinem Ergebnis? Bis jetzt? Wozu hilft es mir?

Was will ich eigentlich in der Fastenzeit erreichen?

Als Kind mussten wir auf Süßigkeiten verzichten. Keines von uns Kindern hat verstanden warum. Als junger Erwachsener habe ich einfach etwas Bestimmtes nicht gemacht oder konsumiert. Aber warum?

Mittlerweile faste oder verzichte ich, weil ich merke, dass ich mir Gewohnheiten zu eigen gemacht habe, die wirklich nicht lebensnotwendig sind. Was ist eigentlich lebensnotwendig – im Grundsätzlichen? Wie lebensnotwendig ist meine persönliche Angewohnheit, meine Vorliebe für mich? So kann mein Verzichten, mein Fasten, meine Verhaltensänderung und die Gefühle und Erfahrungen, die ich dabei mache, mir etwas über mich sagen. Klar, da kommen auch die Versuchungen: Mach‘ heute mal eine Ausnahme!

Das sind Gelegenheiten, bei denen ich mich kennen lernen kann. Dann überlege ich: Was ist jetzt wirklich wichtig, lebensnotwendig? Da kann meine Beziehung zu Gott ins Spiel kommen. Ich kann ihn um die Kraft bitten, „durchzuhalten“. Gott steckt ja in mir drin, ich bin/mein Leib ist, so Paulus, Gottes Tempel. Er ist also ganz nah bei mir. Auch wenn ich das nicht gut annehmen oder mir vorstellen kann.

Nur: Wie finde ich Zugang zu Gott in mir?

Mir hilft dabei, mich ganz bewusst in die Stille zu begeben. Dazu gehe ich in ein ruhiges Zimmer, setzte mich hin und bin still, meist mit geschlossenen Augen. Dann habe ich Geduld – mit mir. Denn es schwirren erst mal ganz viele Erinnerungen an Erlebnisse und Gedanken, die mich beschäftigen, durch meinen Kopf.  Jedem dieser „Störenfriede“ sage ich: Es ist gut, dass Du mich erinnerst, aber jetzt ziehst Du weiter, ich melde mich später nochmal bei Dir. Und nach und nach komme ich zur Ruhe. Dann kann ich vor Gott stehen und ihm sagen: Ich brauche Deine Hilfe. Oder: Ich danke Dir, dass es bis jetzt so „gut“ geklappt hat. Ich kann mich aber auch fragen, wie ich mit einer bestimmten Situation umgehe oder was ich (neu) anpacken könnte. Oder ich entdecke etwas, das mir Freude machen würde, es zu tun. Ich deute das, was dann auftaucht, als Gottes Botschaft und Auftrag an mich, damit sein Reich kommt.

Wenn ich zur Stille gekommen bin, kann ich aber auch überlegen:

Hilft mein Verhalten, besser mein Christ Sein zu leben? Binde ich mich mehr an Gott oder an Weltliches, genieße ich oder konsumiere ich? Fastenzeit kann also helfen, zur Be-Sinnung zu kommen. Allein Gott genügt, Solo Dios basta, sagt Theresa von Avila. Sich an Gott festzumachen, das ist eine Haltung, die - nicht nur in der Fastenzeit - auch zum Nach- und Bedenken anregen kann.

Johannes Eiswirth, Pastoralreferent

Leitungsteam Pastoraler Raum Prüm