Versprechungen Glauben schenken

so unentschieden war, half mir folgende Erzählung aus unbekannter Quelle:
Ein alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten.
Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: „Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“
„Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?“ fragte der Junge.
„Der Wolf, den ich füttere.“ antwortete der Alte.
Hoppla, dachte ich. Das heißt ja sozusagen, das Pferd, auf das ich setze, das ich unterstütze, das wird das Rennen machen. Oder anders gesagt, wenn ich unterschiedliche Möglichkeiten zur Auswahl habe, liegt es an mir zu entscheiden, welche mit Blick auf meine Wertmaßstäbe die beste ist. Wenn ich das mache und mit ganzer Kraft dafür einstehe, wird was draus.
Und wie ist das mit Versprechen oder Zusagen, die mir gemacht werden? Wenn meine Frau mir sagt: Ich will dich lieben und achten und ehren bis der Tod uns scheidet. Dann kann ich dem vertrauen und mich so verhalten, dass ich dieses Versprechen annehmen und drauf bauen will. Oder ich kann so leben, dass sie merkt, ich glaube ihr nicht. Der Wolf, den ich da nähre, wird überleben.
Ähnlich ist das für mich mit den Versprechungen, den Verheißungen Gottes, die er uns Menschen, die er mir macht: er verspricht mich zu begleiten, mich zu lieben wie ich bin, mir ein Leben in Fülle zu ermöglichen. Sicher, man muss genau überlegen, was das bedeutet.
Blicke ich auf mein bisheriges Leben zurück, so kann ich sagen: Auch wenn ich schwierige Phasen hatte, in denen mir Mut oder Zuversicht gefehlt haben, bin ich doch weiter gegangen. Ich habe darauf vertraut, auch wenn ich es nicht spürte, dass Gott mich begleitet, dass er mir die Kraft gibt, die ich brauche, dass der Schmerz vergeht und ich diese Phase verändert hinter mir lassen werde. Diese Veränderung deute ich übrigens auch als eine Vorerfahrung von Auf-Erstehung - das Alte hinter mir lassen und verändert weiter leben.
Alfred Delp hat einmal gesagt: Gott hat viele seiner Verheißungen an das Vertrauen gebunden, das Menschen ihm entgegen bringen.
Ich ergänze: und an den Glauben, den ich ihm entgegen bringe und an meine Bereitschaft, darauf zu setzen, dass Gott es ernst mit mir meint.