Ein wenig Heiligkeit für uns alle

... wissen, was in der modernen Zeit die Künstliche Intelligenz zu diesem Feiertag sagt und sie fasste sehr treffend zusammen: Der Glaube an Allerheiligen im Alltag wird vor allem durch das Gedenken an die Verstorbenen gelebt. Dazu gehören der Besuch von Friedhöfen, das Schmücken von Gräbern mit Blumen und Kerzen und das Beten. Weitere Elemente sind die Teilnahme an Gottesdiensten, das Gedenken aller Heiligen und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben.
Ich finde, es ist eine gute Definition und sie bringt es tatsächlich auf den Punkt. Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Glauben.
Aber was sind meine Gedanken, die ich hier aufschreiben will? Seit geraumer Zeit habe ich bereits darüber nachgedacht. Im Gespräch mit einem Bekannten erzählte ich davon und er antwortete: es wird vermutlich auf Dankbarkeit hinauslaufen. Da stutzte ich, denn nicht die Dankbarkeit, sondern viele andere Empfindungen waren mir anlässlich Allerheiligen in den Sinn gekommen. Als Kindheitserlebnisse die vertrauten und anheimelden Anblicke in den Dörfern mit schön geschmückten Gräbern und Lichtermeere mit vielen brennenden Kerzen. Lichter, die in der dunklen Jahreszeit leuchteten. Die vielen, vielen Menschen auf den Friedhöfen, die sich versammelten, um ihrer verstorbenen Familienmitglieder zu gedenken und das Vertrauen darauf, dass es allen im Himmel gut geht. Das gemeinsame Erinnern an die Toten, unabhängig davon, ob man sie kannte, nicht nur an die Heiligen, sondern auch an diejenigen, die im Leben
„nur“ für die eigene Familie Bedeutung hatten. Sie alle gehörten zur gleichberechtigten Gemeinschaft Gottes, wo alle willkommen sind. Der Gang über Friedhöfe, wo man an
Grabsteinen mit personalisierten Daten auch Familiengeschichten zurückliegender Generationen ablesen konnte.
In späteren Jahren kamen natürlich viele andere Empfindungen u.a. auch Dankbarkeit, Hoffnung, Trauer, aber auch inhaltliche Differenzen und Pflichtgefühle hinzu. Jeder von uns hat seine eigenen Erinnerungen.
Heute gehe ich an Allerheiligen gerne auf Friedhöfe und empfinde Trost. Dort ist eine Stelle des Gedenkens und Wertschätzung von lieben Verstorbenen. Egal ob es sich dabei um Großeltern, Eltern oder bereits Geschwister und gute Freunde handelt.
Nicht tröstlich empfinde ich den zunehmenden Verlust des Glaubens, ohne den das Allerheiligenfest an Bedeutung verliert. Es verändern sich folgerichtig nicht nur Friedhöfe und Bestattungskultur. Das neue rheinland- pfälzische Bestattungsgesetz ist Ausdruck hiervon. Es ermöglicht nicht nur neue individuelle Bestattungsformen, sondern wird langfristig Auswirkungen auf Tradition, Dorf- und Familienchroniken sowie Stätten zur gemeinsamen Erinnerung und auf den Feiertag Allerheiligen haben. Viele wird es erfreuen, andere werden es bedauern.
Ein wenig „Heiligkeit“ wird aber in jedem von uns stecken, der sich – nicht nur an diesem Tag - für mehr Frieden, Menschlichkeit, Nächstenliebe und damit nicht zuletzt für Gott einsetzt.